Zuletzt aktualisiert: 22. Oktober 2020

Die Klänge unserer Umgebung wirken sich mehr oder weniger auf die Denkleistung aus. Musik steht zu Unrecht in dem Ruf, schädlich für die Konzentrationsfähigkeit zu sein.

Denn mit der richtigen Auswahl verbessert sich nicht nur die Gedächtnisleistung und somit der Lernerfolg – auch die Laune hebt sich spürbar.

Wie wirkt Musik auf unsere Psyche? Was sagen die Studien?

Wenn Töne als Musik empfunden werden, dann liegt das daran, dass verschiedene Bereiche im Gehirn zusammenarbeiten. Die Fähigkeit hierfür ist schon im Mutterleib angelegt.

Alexandra Lamon, Psychologiedozentin an der britischen Keele University, hat in einer Studie nachgewiesen, dass Babys Musik, die sie häufig im Mutterleib hörten, noch wiedererkannten, wenn sie die entsprechenden Stücke mehr als ein Jahr nach der Geburt erneut hörten.

Doch nicht nur das.

Die Kinder mochten das vertraute Musikstück sogar lieber als andere. Immer wieder behaupten Menschen von sich, nicht musikalisch zu sein. Dabei gibt es keine unmusikalischen Menschen wie Neurowissenschaftler Daniel Levitin, der an der McGill University lehrt, herausgefunden hat.

Denn selbst Menschen, die von sich behaupten, keinen Ton richtig zu treffen, können Popsongs von Michael Jackson oder Madonna überraschend gut nachsingen.

Musik passiv aber auch aktiv zu konsumieren hilft der Hirnentwicklung allgemein. (Bildquelle: pixabay.com / kaboompics)

Sein deutscher Kollege Stefan Koelsch zeigte in einer Studie, dass durch das Anhören fröhlicher Musikstücke die Konzentration des Stresshormons Cortisol deutlich sinkt und bei einer Operation weniger Narkosemittel gebraucht werden.

In Singapur stellte sich heraus, dass Senioren in Altersheimen seltener unter Depressionen leiden, wenn sie pro Tag mindestens eine halbe Stunde ihre Lieblingsmusik anhören. Auch bei Schlaganfall- und Alzheimerpatienten werden durch Musik bessere Hirnleistungen erreicht.

An Multiple Sklerose Erkrankte verbessern mit Musik ihre Gedächtnisleistungen. Schon seit den 1990er Jahren ist der „Mozart Effekt“ bekannt. Die Psychologin Frances Rauscher teilte Collegestudenten in zwei Gruppen ein.

Der eine Teil bekam zehn Minuten lang eine Klaviersonate von Mozart vorgespielt, die übrigen Studenten hörten keine Musik. Danach wurde ein Intelligenztest durchgeführt, bei dem die Mozartgruppe signifikant höher abschnitt.

Musik ist sogar in der Lage, das Gehirn zu modellieren. Wer vor dem siebten Lebensjahr anfängt, ein Instrument zu spielen, weist eine deutlich dickere Verbindung der beiden Hirnhälften auf als Menschen, die keine Musik machen.

Damit einher geht eine Zunahme der sogenannten grauen Substanz und eine bessere Vernetzung der Nervenzellen.

In einer Fleißarbeit hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung alle relevanten Studien rund um Musik und die Verbesserung von Konzentrationsfähigkeit sowie der Intelligenz zusammengetragen.

Wie wird unsere Konzentrationsfähigkeit beeinflusst?

Der „Mozart Effekt“ sorgt nicht nur für ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, sondern auch insgesamt für höhere Gedächtnisleistungen.

Das betrifft auch die Konzentrationsfähigkeit. Musik, die als angenehm empfunden wird, löst eine bessere Durchblutung in bestimmten Bereichen des Gehirns und eine intensivere neuronale Verschaltung aus.

Vor allem im limbischen System. Reaktionen, die Angst oder Alarmbereitschaft verursachen, werden durch Musik einfach abgeschaltet.

So prägen sich schwierige Lerninhalte leichter ein und die Konzentrationsfähigkeit, um knifflige Aufgaben zu lösen, bleibt bestehen. Wer seine Konzentrationsfähigkeit verbessern möchte und beim Lernen Musik hört, macht also alles richtig.

Neben der verbesserten Konzentrationsfähigkeit entsteht ein angenehmer Nebeneffekt: Musik hebt die Laune an und somit auch die Motivation.

Um die Konzentrationsfähigkeit zu steigern, ist grundsätzlich jede Musik passend, die dem eigenen Geschmack entspricht. Trotzdem hat sich herausgestellt, dass sich alle Musikstücke mit 56 bis 64 Schläge pro Minute am besten eignen, um die Konzentrationsfähigkeit anzukurbeln.

Dieses eher ruhige Tempo entspricht dem Rhythmus des Herzschlags. Heavy Metal, Techno und schnelle, dröhnende Beats sind eher weniger geeignet, wenn es um die Konzentrationsfähigkeit geht und können nervös machen.

Rap mit seinen vielen Texteinheiten ist ebenfalls kontraproduktiv für die Konzentrationsfähigkeit. Trotzdem muss nicht jeder Mozart oder Beethoven anhören, um die grauen Zellen zu motivieren.

Denn die Forscher sind sich einig, dass auch Rock Musik den „Mozart Effekt“ auslösen kann. Besonders gut für die Konzentrationsfähigkeit soll es übrigens sein, wenn Naturgeräusche in die Klänge gemischt werden.

Bei welchen Szenarien fördert Musik die Konzentrationsfähigkeit?

Vor allem beim Auswendiglernen ist Musik die optimale Unterstützung. Doch auch beim Autofahren ist Konzentrationsfähigkeit gefragt. Musik zu hören kann helfen, am Steuer fit zu bleiben. Zusätzlich dazu können auch Getränke wie Kaffee oder Matcha unsere Aufmerksamkeit unterstützen.

Allerdings kann eine zu hohe Lautstärke genauso ablenken wie Songtexte, die einen ins Träumen bringen.

Beim Joggen sind Klänge gefragt, die zum Lauftempo passen. Denn zu schnelle Beats können einen antreiben, über die eigene Leistungsfähigkeit hinauszugehen. Wenn Fußballclubs oder Großereignisse wie die WM eigene Songs haben, schafft das ein Wir-Gefühl.

Genauso wie bestimmte Songs oder Melodien und berühren oder inspirieren, verhält es sich mit Klängen. Harfe und Gitarre wirken beruhigend, während Schlagzeugrhythmen eine aufputschende Wirkung haben.

Trotzdem muss niemand auf Mozart umsteigen, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, wenn er mit dieser Art Musik nichts anfangen kann. Denn eine wirklich falsche Musik gibt es nicht. Das Gehirn ist im Falle des Falles in der Lage, die Klänge zu selektieren und einen zu hohen Geräuschpegel herunterzufahren.

Fazit – Steigert Musik die Konzentrationsfähigkeit?

Musik kann nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch die Laune verbessern. Wer seine Gedächtnisleistung optimal fördern will, stellt sich am besten eine Playlist mit „Lern-Songs“ zusammen.

Ist nicht klar, ob die Auswahl die optimalen 56 bis 64 Schläge pro Minute enthält, kann das mit einem Beats per minute-Zähler ausprobiert werden.

Die Playlist selbst sollte maximal zwei Stunden und mit gemäßigter Lautstärke laufen. Das Radio ist keine gute Alternative, da hier viel zu viel zwischendurch gesprochen wird.

Weiterführende Quellen und Literatur

[1] https://web.archive.org/web/20110726172239/http://www.bmbf.de/pub/macht_mozart_schlau.pdf
[2] http://www.sengpielaudio.com/Rechner-bpm.htm
[3] https://www.sciencealert.com/the-best-music-to-listen-to-for-optimal-productivity-according-to-science

Bildquelle: unsplash.com / Wes Hicks

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